Ein Mann lächelt in die Kamera
Tipps zum Glücklichsein. Erster Schritt: Lächeln, innerlich und äußerlich

Sind Sie gelassen in Ihrem Leben oder im Alltag? Viele antworten wahrscheinlich mit Nein auf diese Frage. Wer gelassener durch den Alltag geht, geht auch glücklicher und zufriedener durch das Leben. Davon ist Glückscoach Sabina Pilguj überzeugt. In ihrem Buch „Take it easy“ beschreibt sie, wie man für mehr Leichtigkeit im Leben und für mehr Zufriedenheit sorgt. Jetzt im Exklusiv-Podcastinterview.

Links im Portrait Frau Sabina Pilguj, Glückscoach, rechts das Buchcover von "Take it easy", im Hintergund Blick auf die Felsen und das Meer auf Ibiza.
Mehr Gelassenheit führt zu mehr Glücksempfinden, meint Glückscoach Pilguj.

Medicom: Frau Pilguj, was hat Sie dazu bewogen sich mit dem Thema Gelassenheit im Leben zu beschäftigen?

Pilguj: Ich denke ein wichtiger Meilenstein war als ich 1987 zum ersten Mal nach Ibiza geflogen bin. Die Insel hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Ich habe da eine ganz besondere Energie wahrgenommen. Die Menschen haben mich fasziniert. Ich lernte auf einmal ein ganz anderes Miteinander kennen, eine besondere Form der Toleranz und Offenheit, dieses Gefühl: Alles darf sein. Und dann natürlich das besondere Hippy-Feeling der Insel. Die Künstler, die Kreativität, die Natur mit den wunderschönen Sabinabäumen, das türkisblaue Meer … das alles und das besondere Lebensgefühl der Menschen, das war so ein einschneidendes Erlebnis, das war so ein absoluter Gegensatz zu dem eher trockenen, norddeutschen Miteinander hier.

Aber es mag auch daran liegen: Ich war auch als Kind sehr freiheitsliebend. Ich habe dann aber einen ganz linearen Schulweg eingeschlagen, bzw. einschlagen müssen. Meine Eltern haben mir da nicht so viel Freiraum gelassen, und das hat mich letztendlich nicht glücklich gemacht. So bin ich irgendwann aus dem klassischen Berufsleben, aus einem gut bezahlten Job ausgestiegen und meiner Berufung gefolgt.

Der Ausstieg aus der finanziellen Sicherheit das war das Eine, aber dafür der Weg in die Freiheit das Andere. Es war nicht immer ein einfacher Weg. Aber es war ein Lehrpfad für mich, denn der größte Gewinn war die Erkenntnis, dass Geld nicht wirklich glücklich macht, sondern, dass es eben ganz andere Dinge im Leben sind. Aber was wirklich wichtig ist, ist, das hört sich jetzt ganz romantisch und blumig an, all das wäre ohne meinen wundervollen Mann mit seinem Verständnis und mit der finanziellen Basis niemals möglich gewesen.

Medicom: „Take it easy“, so lautet ihre jüngste Publikation. Für viele ist das aber gar nicht so einfach, gelassen zu leben. Trotz Technologie, Medizin und wirtschaftlichem Fortschritt. Die Menschen sind nicht glücklicher und die Krankheiten nehmen zu. Das schreiben Sie auch im Vorwort des Buches. Was fehlt uns? Was läuft schief in unserer heutigen Gesellschaft? Sie schreiben von unrealistischen Erwartungshaltungen: beruflicher Erfolg, vollkommenes Familienleben und perfektes Aussehen.


Pilguj: Tja, was fehlt? Meiner Meinung nach fehlt die Wertschätzung des eigenen Lebens. Ich finde ganz wichtig das Wissen, dass die eigene Lebenszeit begrenzt ist und dass wir wirklich nur ein Leben haben. Das wird oftmals verdrängt und es steht scheinbar das „Raffen-und-Schaffen“ im Vordergrund. Und die Wettbewerbsgesellschaft mit dem immer besser, schneller, effektiver … das zehrt die Menschen einfach aus. Immer angetrieben wollen sie ihr Bestes geben und laufen wie verrückt im Hamsterrad und werden immer schneller und kommen doch nie ans Ziel.

Es werden einfach die Kräfte verbrannt und dieses „Ausgebrannt-sein“, der Burnout, der immer mehr zunimmt, obwohl wir eigentlich mehr Zeit haben, als wie die Generation meiner Eltern, und auch mehr im Luxus leben. Es ist einfach so. Wie Sie eben sagten, diese unrealistischen Erwartungshaltungen. Ja, es steht die berufliche Verwirklichung im Vordergrund, der berufliche Erfolg, Kinder und da möchte man ja auch gerne ein Vorzeigefamilienleben haben. Gerade auch wir Frauen, wir leisten auch extrem viel, und wir überschätzen unseren eigenen Energiehaushalt und verlieren den Kontakt zu uns selbst. Und ich finde egal, ob Mann oder Frau, viele lassen sich einfach leben, anstatt ihr eigenes Leben zu leben.

Ich war neulich in einem Geschäft und ich habe dort eine Riesensanduhr entdeckt und dann habe ich gedacht: Ja genau, das ist dieses Symbolbild dafür, dass mit dem Tag unserer Geburt beginnt unsere eigene innere Sanduhr wirklich abzurieseln. Wenn man sich das mehr bewusst machen würde, ich glaube dann entsteht auch mehr Dankbarkeit und mehr Wertschätzung für das eigene Leben.

Wir haben wirklich nur ein Leben

Medicom: Gut. Jetzt haben wir die Krankheit erkannt. Sie widmen in Ihrem Buch „Take it easy“ diesem Thema ganze Kapitel: Die tägliche Suche nach dem Glück oder das, was uns daran hindert, glücklich und zufrieden zu sein im Leben. Und zum einen kommen da mehrere Wörter vor. Da kommt Gelassenheit, Zufriedenheit und Glück vor und das bedingt sich gegenseitig. Können Sie das hier noch einmal kurz erklären und zusammenfassen?


Pilguj: Wenn wir alle etwas achtsamer sein würden, und uns darin üben den Alltag zu entschleunigen, dann sind wir auch bereit die kleinen und die großen Glücksmomente zu erfahren. Mal ist es ein Lächeln, oder wir entdecken eine Blume, oder mal ein Moment, oder diese Frühlingsgefühle, die sich zeigen. Die Natur verändert sich gerade, oder man ist am Strand und entdeckt eine Muschel, oder einen ganz besonderen Stein. Das sind so kleine Glücksmomente.

Das mag sich jetzt vielleicht komisch anhören. Für mich ist es absolut normal, wenn ich irgendwo am Meer bin, egal ob ich hier an der Ostsee bin oder auf Ibiza an meinen Lieblingsstränden. Ich gucke mir immer die Steine an, die dort angespült werden. Manchmal sind da ganz schöne dabei. Ich habe schon ganz schöne Steine mit Herzmotiven gefunden. Irgendwann war mal eine Freundin mit. Wir haben uns dort getroffen. Sie kommt aus der Großstadt und sie fragte: „Was machst Du denn da?“ Und ich sagte: „Ich gucke mir die Steine an“. Sie war irritiert. Sie hat das, glaube ich, in ihrem Leben noch nie gemacht. Auf einmal fing sie auch an, sich Steine anzugucken und aufzuheben und hatte so ganz leuchtende Augen. Das war so ein absoluter Glücksmoment und durch diese kleinen Glücksmomente entwickeln wir die Freude am Leben, also die Lebensfreude.

Medicom: Wenn es ein Rezept geben würde und das Endresultat wäre Glück, was gehört dann neben Steinesammeln dazu? Es gibt noch andere Stichpunkte, die Sie auch in Ihrem Buch nennen. Zum Beispiel: Dankbarkeit. Das ist noch ein anderer Punkt neben dem Thema Gelassenheit. Was meinen Sie denn mit Dankbarkeit?


Pilguj: Für Glück gibt es kein Patentrezept. Ein lachendes Glücksgefühl, den Stein, den man findet. Und wenn man das irgendwo annimmt, und sich selber aber auch zurücknimmt, dann kann sich Gelassenheit entwickeln. Das ist so ganz automatisch. Hier sage ich auch, den inneren Hippie in sich zu entdecken und Dinge mal sein lassen können. Das ist auch absolut wichtig.

Glück ist immer so ein Glückshype. Ich habe immer das Gefühl, dass alle Menschen im Moment auf der Suche sind und wollen so zwanghaft das Glück finden, aber das funktioniert nicht, weil es nur Glücksmomente gibt. Und auch ich kann einen Glücksmoment erleben und schon einen Moment später bin ich genervt oder traurig. That´s life. Ich finde es einfach wichtiger, die Gedanken optimistisch auszurichten. Denn so eine positive Gedankenausrichtung ist eine andere Grundeinstellung. Das ist auch die Basis für einen Glücksfaktor und das kann man trainieren.

Wenn man da an das klassische Bild denkt, der Optimist oder der Pessimist. Das Glas ist halb voll oder halb leer. Wenn man bereit ist sich für die positive Ausrichtung zu öffnen, dann entwickelt sich auch der Blick für die Glücksmomente. Dann kann man sich über das kleine Glück freuen. Und es werden Glückshormone ausgeschüttet.

Alles das zusammen ergibt wirklich Gelassenheit und auf der Gelassenheit oben drauf als Sahnehäubchen die Glücksmomente. Das schenkt auch Zufriedenheit, wenn man dankbar für das Leben ist.

Medicom: Die Glücksforschung, die beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Thema Glück. Wie viel hat das mit den Genen zu tun? Es gibt Zahlen aus der Glücksforschung, die sagen aus, dass wir 40 Prozent in Eigenregie etwas dafür tun, dass wir uns glücklich und zufrieden im Leben fühlen. Wie sehen Sie das?


Pilguj: Tja, die Sache mit den Genen … Ich glaube mit Eigenverantwortung, mit Entschlossenheit und dem Willen kann jeder Mensch jederzeit die Entdeckung der alltäglichen Glücksmomente, also den Blick auf das Schöne legen, die Glücksgefühle zulassen und sich darin üben. Das geht aber in der Gesellschaft oftmals unter.

Ich darf ein Beispiel erzählen, das erzähle ich auch immer in meinen Seminaren. Ich bin gerne in der Großstadt. Wenn ich in Hamburg auf der Mönckebergstraße herumlaufe und da zum Shoppen bin und in die Gesichter der Menschen gucke, die rennen da wirklich alle in einem Tempo. Die Gesichter sind versteinert. Ich denke dann immer: „Können die Menschen gar nicht mehr lachen“?

Medicom: Das ist der Stress. Menschen, die arbeiten und sich um die Familie kümmern müssen, wollen oder sollen. Kleine Kinder oder vielleicht Eltern, die zum Pflegefall geworden sind, oder vielleicht ist das Leben auch durch Krankheit geprägt. Was raten Sie diesen Menschen, die das als Last im Leben empfinden. Dadurch ist natürlich auch die Lebensqualität eingeschränkt. Kranksein ist eine Sache, die kann man nicht so schnell ändern.


Pilguj: Also, wenn ich stark gefordert bin und ich immer nur gebe, habe ich irgendwann selber keine Energie mehr, zum Beispiel als Mutter. Man darf sich das bildhaft vorstellen. Wenn mein Licht nicht mehr leuchtet, dann kann ich auch mein Licht nicht mehr weitergeben. Es geht auch darum, sich selber wahrzunehmen und sich bewusst zu machen: Ich bin der wichtigste Mensch in meinem Leben. Wenn es mir gut geht, wenn ich mich in Selbstliebe, in Selbstwertschätzung übe und achtsam mit mir umgehe, dann kann ich auch meine Batterien aufladen und dann kann ich auch für andere da sein.

Krankheiten sind immer eine große Herausforderung. Ich finde es wichtig, den Mut und die Hoffnung nie aufzugeben und unbedingt mit anderen Menschen in Kontakt zu bleiben. Ganz ehrlich: Ich kann keinen pauschalen Ratschlag geben. Denn jede Situation ist individuell und einzigartig und vielleicht kann man trotzdem, wenn man eine Krankheitsphase hat und sich nicht so wohl fühlt, einen Funken Dankbarkeit haben, einfach für jeden Atemzug. Das klingt jetzt komisch und ist verdammt schwer, aber ich lasse das jetzt mal im Raum stehen.

Medicom: Gut, lassen wir das jetzt mal im Raum stehen. Ich möchte mich für dieses schöne Interview bedanken.

Zur Person:
Sabina Pilguj (1963) ist Autorin, psychotherapeutische Heilpraktikerin und Yogalehrerin mit Schwerpunkt Kinderyoga. Ihre Themen sind Stressbewältigung, Yoga mit Schwerpunkt auf Kinderyoga, Tiere und Natur. Ihr jüngstes Buch heißt „Take it easy. Gelassen durch den Alltag“, im Trias-Verlag erschienen. Ihr Motto: Einfach mal fünf gerade sein lassen.


•Wollen Sie wissen, welche Naturpflanzen Ihre Balance zwischen Körper und Geist unterstützen? Hier werden Sie fündig.
•Möchten Sie regelmäßig über das Thema Gesundheit und Gesundheitsprodukte informiert werden? Hier können Sie sich gratis zum Medicom-Newsletter eintragen und einmalig einen attraktiven Kennenlern-Rabatt erhalten.