winterblues seasonal affective disorder
Antriebslos, lustlos, Heißhunger? In der kälteren Jahreszeit überkommt manche der Winterblues.

Wer kennt das nicht, dass die Stimmung in den trüben Herbst- und Wintermonaten parallel mit den sinkenden Temperaturen „in den Keller fällt“ und man eine gewisse Art des „Winter Blues“ in sich verspürt, sich lustlos fühlt und am liebsten auf dem Sofa zurückziehen möchte.


Zucker oder Cashewkerne? Was ist besser für unser geistiges Wohlbefinden? Dr. Haisch klärt auf.
Wie erkenne ich meinen Stresslevel? Und welchen Stressausgleich gibt es? Frau Dr. med. Sarie Ann Haisch erklärt die Zusammenhänge.

Zur Person:

Frau Dr. med. Sarie Ann Haisch ist niedergelassene Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie im Areion Kompetenzzentrum in Neu-Ulm mit dem Schwerpunkt der Behandlung von stressassoziierten Erkrankungen. Zuvor arbeitete sie in diversen stationären Einrichtungen, z.B. der Universitätsklinik Ulm, dem Sanatorium Kilchberg in der Schweiz sowie im Zentrum für Psychiatrie in Ravensburg. Zudem absolvierte sie am CIP München eine Ausbildung zum Business Coach. Neben ihrer therapeutischen Tätigkeit bietet sie Seminare und Workshops für Unternehmen an. Zu ihren Schwerpunktthemen gehören Burnout-Prävention, gesunde Mitarbeiterführung sowie Stärkung der Resilienz.


Inhalt dieses Beitrags:

Was ist eine Winterdepression?

Welche sind die Symptome von SAD/Winterdepression?

Welche Faktoren führen zu einer Winterdepression?

Die vermehrte Produktion von Melatonin

Wie unterstützt man die Serotonin-Produktion?

Was kann bei Winterdepression helfen?

Fazit

Was ist eine Winterdepression?

Diese Empfindungen sind sicherlich zu einem grossen Teil völlig normal. Sie haben mit einer Depression im engeren Sinne noch nichts zu tun.

Von einer „Seasonal affective disorder“ (SAD/Winterdepression) sprechen wir erst, wenn die Symptome im Rahmen der Wintermonate und über einen Zeitraum von mindestens 14 Tagen auftreten und einen gewissen Schweregrad bezüglich der Ausprägung aufweisen.

Welche sind die Symptome von SAD/Winterdepression?

Typische Symptome hierfür sind:

  •  erhöhtes Schlafbedürfnis (Hypersomnie)
  • verstärktes Hungergefühl bis hin zu Heisshungerattacken, im Gegensatz zu den meisten anderen Formen der Depression
  • allgemeine Energielosigkeit, Lustlosigkeit/Antriebsmangel,
  • niedergeschlagene und freudlose Stimmung oder Gereiztheit
  • Rückzugstendenzen und Vernachlässigung von Sozialkontakten und Hobbies

Typischerweise verschwinden diese Symptome bei den Betroffenen spätestens zum Frühjahr wieder. In den Herbstmonaten erscheinen sie dann erneute ohne weiteren äußeren Auslöser. Häufig zeigt sich jedoch der Schweregrad und die Dauer der Symptome von Jahr zu Jahr zunehmend, zumindest insofern keine Behandlung erfolgt.

Welche Faktoren führen zu einer Winterdepression?

Neben den oft negativen äußeren Bedingungen in den Wintermonaten und den diesbezüglichen Veränderungen im Verhalten des Einzelnen (mehr Rückzug nach innen, weniger Aktivitäten in der Natur, weniger Sport, weniger Sozialkontakte) ist auch Serotonin wichtig. Man weiß, dass auch der Nervenbotenstoff Serotonin („Glückshormon“) eine ausschlaggebende Rolle spielt bei der Entwicklung einer Winterdepression. Die körpereigene Serotonin Produktion ist neben der ausreichenden Zufuhr von Vitamin D abhängig vom Sonnenlicht. Das kann naturgemäß in den Wintermonaten oft zu einem Mangel führen. Hält man sich dann zusätzlich zur geringeren Sonneneinstrahlung noch vorrangig in Innenräumen auf und bewegt sich kaum, drosselt der Körper die Serotoninproduktion mehr und mehr. Wie stark man diese Schwankungen spürt und ob es zu einem klinisch relevanten Mangelzustand kommt, ist individuell sehr unterschiedlich und teils auch genetisch bedingt.

Die vermehrte Produktion von Melatonin

Der natürliche Biorhythmus kommt durch die vielen „Dunkelzeiten“ zudem aus dem Gleichgewicht. Durch die mangelnde Lichteinstrahlung wird vermehrt Melatonin („Schlafhormon“) produziert, was wiederum die Schläfrigkeit fördert.

Wie unterstützt man die Serotonin-Produktion?

Wenn man diesem Bedürfnis nach Rückzug und Ruhe nun entgegenkommt, ergibt sich häufig ein Kreislauf. Wir tun dann auch immer weniger dafür, um dem Körper bei der Serotonin-Produktion zu unterstützen (z.B. durch tägliche Bewegung an der frischen Luft, gesundes Essen, die Ausübung von positiven Aktivitäten und Ressourcen/Kraftquellen, Sozialkontakte etc.)

Was kann bei Winterdepression helfen?

Sollten die reinen Verhaltensmaßnahmen, welche am besten bereits präventiv eingesetzt werden sollten, nicht mehr ausreichen, ist als leichte Form der Behandlung die sogenannte „Lichttherapie“ hilfreich. Hier wird der Körper gezielt mittels spezieller Lichtlampen in der eigenen Serotonin-Produktion unterstützt. Der Betroffene sollte sich am besten jeden Morgen für ca. 15 bis 20 Minuten der Lichtlampe aussetzen, dies auch am besten bereits zu Beginn der dunklen Monate.

Verbessert werden kann die Symptomatik bei leichteren Ausprägungen auch durch eine pflanzliche Medikation mit einem Johanniskrautpräparat. Die Einnahme sollte jedoch auch immer in Absprache mit einem Arzt passieren, da es auch hier zu unerwünschten Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen kann.

Sollten sich die Symptome hartnäckiger und schwerer ausgeprägt darstellen, muss teilweise auch auf ein chemisches Präparat zurückgegriffen werden, um den Serotonin-Spiegel wieder in den gesunden Bereich anzuheben. Hier kommen vor allem die sogenannten SSRIs (Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer) zum Einsatz, welche entweder nur saisonal oder auch durchgehend gegeben werden können.

Jedoch sollten die medikamentösen Strategien nie die der einzige Ansatz der Behandlung sein, die Verhaltensmodifikation ist immer mindestens genauso wichtig, um der Abwärtsspirale einer Winterdepression/Seasonal Affective Disorder zu entgehen.

Fazit

Von einer Winterdepression/Seasonal Affective Disorder spricht man bei vermehrter Antriebslosigkeit und Rückzugstendenzen in den dunklen Wintermonaten. Das liegt an der vermehrten Melatoninproduktion (Schlafhormon) durch Dunkelzeiten und der verminderten Serotoninproduktion (Glückshormon) durch weniger Bewegung im Freien und einem niedrigeren Vitamin-D-Level im Körper. Vitamin D wird größtenteils durch Sonnenlicht im Körper gebildet. Betroffene sollten für sie positive Aktivitäten suchen, möglich ist auch eine Lichttherapie, eine Behandlung mit Johanniskrautpräparaten, die man vorher ärztlich abklären sollte, oder bei hartnäckigen Fällen chemische Präparate einnehmen.

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Miniserie im Online-Magazin zu Ernährung, Psyche und mentaler Gesundheit mit Psychiaterin Dr. med Sarie Ann Haisch

Zusammen mit Frau Dr. med. Sarie Ann Haisch wird Medicom in einer Miniserie die Wechselbeziehung zwischen Ernährung und mentaler Gesundheit erklären und einfache Gesundheits- und Ernährungsratschläge geben. Damit kann jeder für sich individuell Tipps und Ratschläge lesen und anwenden. Das ersetzt nicht den Besuch beim Facharzt und Fachärztin. Es ist ein guter Ansatz sich zu informieren, zu motivieren und Möglichkeiten zu finden, die mentale Gesundheit durch die richtige Ernährung zu stärken. So sorgt man aktiv für das eigene Wohlbefinden.


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